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Die Zukunft im Umgang mit Niederschlagsabwasser

Gemeinsam mit der Fachhochschule Ost, der Gemeinde Schwyz und der Flumroc AG untersucht der Kanton, wie nachhaltiger mit Niederschlagsabwasser umgegangen werden kann. Das Projekt orientiert sich am Schwammstadt-Konzept und soll bis zu 18 Monate dauern.

Die Auswirkungen des Klimawandels erfordern ein Umdenken bei der Siedlungsplanung, insbesondere im Umgang mit Niederschlagsabwasser. Mit einer Versuchsanlage bei der ARA Schwyz soll die Wirksamkeit des Schwammstadt-Konzeptes aufgezeigt werden.

Über Jahrzehnte galt in der Stadt- und Siedlungsplanung das Credo, Wasser aus Niederschlägen möglichst schnell zu sammeln und zumeist unterirdisch abzuführen. Doch langanhaltende Hitzewellen, zunehmende Trockenperioden und immer extremere Starkregenereignisse als Auswirkungen des Klimawandels erfordern ein Umdenken.

So ist das Stadtplanungskonzept «Schwammstadt» entstanden. Dieses steht für ein klimaangepasstes Wassermanagement, bei dem Niederschlagsabwasser wie bei einem Schwamm lokal aufgenommen und gespeichert wird, anstatt es zu kanalisieren und abzuleiten. So soll das Wasser via Grundwasser wieder dem Kreislauf zugeführt werden. Gleichzeitig sorgen feuchtere Böden für eine höhere Verdunstung, und diese wiederum kühlt die Umgebungsluft ab.

Kanton und Gemeinde Schwyz finanzieren mit

Seit April wird auf dem Betriebsgelände der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Schwyz in Seewen eine Schwammstadt-Versuchsanlage unter Realbedingungen betrieben. Das Projekt wird durch die Firma Flumroc AG, dem Amt für Gewässer des Kantons Schwyz und der Gemeinde Schwyz finanziert. Die Projektausführung erfolgt durch das Institut für Umwelt und Verfahrenstechnik UMTEC der Fachhochschule Ost. Geplant ist eine Laufzeit von 12 bis 18 Monaten, um auch saisonale Schwankungen des Klimas vollständig abbilden zu können.

Die Schwammstadt-Versuchsanlage besteht aus einem modularen System in Form einer gläsernen Rigole. Als Rigole wird ein Auffangbecken unter der Erdoberfläche bezeichnet, das Regenwasser aufnimmt, um es danach langsam und kontrolliert im Boden versickern zu lassen. Um das zu ermöglichen, ist die Rigole mit bestimmten Materialien gefüllt. Im Falle der Schwyzer Versuchsanlage sind das eine Kies-Drainageschicht, eine als «Agua Elemente» benannte spezielle Form von Steinwolle sowie Pflanzensubstrat. Bepflanzt ist die Rigole mit einheimischen Staudenarten, um die Infiltration und Verdunstungswirkung der Anlage zu untersuchen.

Eine spezielle Steinwolle für die Schwammstadt

Die «Agua Elemente»-Steinwolle wurde von der Firma Flumroc AG speziell für das Schwammstadt-Konzept und die Zurückhaltung von Regenwasser entwickelt. Im Rahmen des Versuchsprojektes soll untersucht werden, wie sich die eingesetzte Mineralwolle dazu eignet. Auch soll gezeigt werden, wie gut die Steinwolle den Schwammstadt-Prinzipien dient, also beispielsweise die Verdunstungsrate erhöht sowie die Biodiversität und das Pflanzenwachstum fördert.

Mit der Versuchsanlage soll nachgewiesen werden, dass sich die eingesetzte Steinwolle als geeignete und umweltfreundliche Alternative für die bisher übliche Praxis der Regenwasserrückhaltung und -abführung eignet. Hierbei zählen insbesondere die Spitzendämmung von Starkniederschlag und die Entlastung von ARA und Kanalisation bei entsprechenden Wetterereignissen.

Gleichzeitige Reinigung des Regenwassers?

Das Versuchssystem ist entlang eines bestehenden Gebäudes in der ARA Schwyz positioniert, das anfallende Dachabwasser dieses Gebäudes wird der Anlage zugeführt. So sollen in einer kontrollierten Umgebung die Wirkung, Robustheit und Effizienz der Mineralwolle unter realen Feldbedingungen getestet werden.

Das Dachabwasser wird in der Rigole von der Steinwolle zunächst zurückgehalten und anschliessend zeitverzögert wieder abgegeben. Dabei wird die Zusammensetzung des aus der Anlage fliessenden Abwassers durch die Steinwolle nicht negativ beeinflusst – im Gegenteil, sie soll sogar allfällige Schadstoffe zurückhalten. Dazu wird die Mineralwolle nach Abschluss des Projekts der Anlage entnommen und auf Haltbarkeit, Kolmation und Schadstoffrückhalt geprüft.

Messdaten online in Echtzeit einsehbar

Um all das untersuchen zu können, ist die Versuchsanlage mit einer Messstation und einer Vielzahl an Sensoren ausgestattet. So können Niederschlagsmenge, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Bodenfeuchte, Gewicht der Rigole und elektrische Leitfähigkeit gemessen werden. Die Messergebnisse sind in Echtzeit auf einer eigens dafür eingerichteten Website unter www.coolgreen.cloud einsehbar.

 

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