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Werkbeiträge Kanton Schwyz 2017

Acht Kulturschaffende ausgezeichnet

(Kuko) Die Kulturkommission des Kantons Schwyz zeichnet acht Kunstschaffende mit einem Werkbeitrag aus. Ihnen wird damit ermöglicht, sich während einer gewissen Zeit ihrem Schaffen zu widmen und ihre künstlerischen Kompetenzen vertiefen zu können.

Zum zweiten Mal hat die kantonale Kulturkommission dieses Jahr Werkbeiträge in den vier Sparten «Bildende Kunst», «Musik», «Kurz- und Animationsfilm» sowie «Tanz und Theater» ausgeschrieben. Ziel der Vergabe von Werkbeiträgen ist die unmittelbare und personenbezogene Förderung. Mit den Beiträgen wird es Kulturschaffenden oder -gruppen erleichtert, sich während einer gewissen Zeit ihrem Schaffen zu widmen. Sie sollen sich auf eine experimentelle, innovative, künstlerische Idee einlassen oder ihre künstlerischen Kompetenzen gezielt vertiefen und entwickeln können.

Ausgezeichnet werden in der Sparte Bildende Kunst Ida Dober (Zürich/Küssnacht a.R., Fr. 10 000.--), Martina Mächler
(Zürich/Schübelbach, Fr. 5 000.--) und Gregory Hari (Zürich/Galgenen, Fr. 5 000.--), in der Sparte Musik Nadja Räss (Einsiedeln, Fr. 23 000.--) und Dani Häusler (Schwyz, Fr. 10 000.--), in der Sparte Kurz- und Animationsfilm Stefan Kälin (Zürich/Küssnacht a.R., Fr. 20 000.--) und Sara Stäuble (Meggen/Küssnacht a.R., Fr. 15 000.--) sowie in der Sparte Theater und Tanz Annette Windlin (Luzern/Küssnacht a.R., Fr. 12 000.--).

Grundlage des Entscheids bildeten Beurteilungen der unabhängigen Fachjurys, die von der Kulturkom-mission für jede Sparte eingesetzt wurden. Wichtige Beurteilungskriterien waren die Qualität und Kontinuität des bisherigen künstlerischen Schaffens, das Entwicklungspotenzial einer Person oder Gruppe in ihrer künstlerischen Tätigkeit, die überzeugende Beschreibung des Vorhabens respektive der Projekt-absichten sowie der innovative und eigenständige Charakter des Vorhabens respektive des Projekts. Die Kulturkommission ist überzeugt, dass Werkbeiträge ein sehr wertvolles Förderinstrument darstellen, mit dem Kulturschaffende effizient unterstützt werden. Die Werkbeiträge werden im Rahmen einer Feier
übergeben.

Die Preisträger der kantonalen Werkbeiträge 2017

Ida Dober, Zürich/Küssnacht a.R., 10 000 Franken
Ida Dober (*1966) ist eine erfahrene Künstlerin, die mit unterschiedlichsten Medien und einer Fülle von Materialien umzugehen weiss. Ungebrochen sind dabei ihre Experimentierfreude und die Bereitschaft, Vertrautes in Frage zu stellen. Überzeugt haben die Jury die Werkgruppen «Futterale» und «fuga vacui», die sich auf je eigene Weise mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit auseinandersetzen. «Futterale» umschliessen als eigenständige «soft sculptures» Unbekanntes und Abwesendes; die Blätter von «fuga vacui» verwirren mit ihren dicht und expressiv bearbeiteten Vorder- und Rückseiten die geläufige Lesbarkeit von Bildern. Anwesendes wird zu Abwesendem – und umgekehrt.

Martina Mächler, Zürich/Schübelbach, 5000 Franken
Martina Mächler (*1991) rückt einen banalen, aber wichtigen Aspekt ihres Alltags und somit auch ihrer Kunstproduktion ins Zentrum ihres Werks: das Geld. In ihren Lecture-Performances präsentiert sie ihre persönlichen Einnahmen und Ausgaben im Stile eines Finanzreports. Diese Ansammlung von positiven und negativen Geldbeträgen werden in sogenannten «slides» dem Publikum bildlich-grafisch oder auch als Liste präsentiert und laden zum Mutmassen ein. Das Sammeln und Auswerten von Daten bzw. von maschinengenerierten Texten beschäftigt die Künstlerin auch in zukünftigen Projekten.

Gregory Hari, Zürich/Galgenen, 5000 Franken
Der in der March aufgewachsene Gregory Hari (*1993) belegte an der F + F Schule für Kunst und Design in Zürich den Studiengang Bildende Kunst. Seit 2014 tritt er gesamtschweizerisch als Performancekünstler in Erscheinung. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit Fragen rund um die Begriffe «Ritual» sowie «Kostüm & Tracht». 2017 ist er für den Performancepreis Schweiz nominiert. Mit dem Werkbeitrag soll ein innovativer, junger Kunstschaffender unterstützt werden, der in einer Kunstsparte arbeitet, die im Kanton Schwyz ansonsten kaum Förderinstrumente kennt.

Nadja Räss, Einsiedeln, 23 000 Franken
Nadja Räss (*1979) ist in der Musikszene der Schweiz bekannt. Ihre hervorragenden Beiträge zur Interpretation und Weiterentwicklung der Volksmusik werden allgemein geschätzt und gelobt. Sie wurde verschiedentlich mit Preisen bedacht, u.a. mit dem Kultur-Anerkennungspreis des Kantons Schwyz. Ausserdem wurde sie im vergangenen Jahr für den Schweizer Grand Prix Musik des Bundesamtes für Kultur (BAK) nominiert. Eine Reihe von CD-Produktionen, Publikationen und Kompositionen gehören zu ihrem bisherigen Leistungsausweis. Mit ihrem Gesuch möchte Nadja Räss ihre stimmliche Klangvielfalt weiterentwickeln. Mit Hilfe persönlicher Auseinandersetzung und gemeinsam mit Lehrpersonen aus andern Kulturkreisen, die andere stimmlichen Techniken verwenden, möchte sie während einem halben Jahr ihre noch form-bare Stimme neu entdecken und die stimmlichen Möglichkeiten erweitern. Die Jury kam übereinstimmend zur Ansicht, dass Nadja Räss alle Kriterien in hohem Masse erfüllt. Ihr Projekt ermöglicht eine zielgerichtete Weiterentwicklung ihres Schaffens und man darf gespannt sein, wie sich diese halbjährige Auszeit in den künftigen Produkten ihrer Arbeit niederschlägt. Die Jury ist überzeugt, mit dieser Investition eine Grundlage für eine erfolgversprechende künstlerische Entwicklung zu leisten.

Dani Häusler, Schwyz, 10 000 Franken
Dani Häusler (* 1974) ist in der Musikszene der Schweiz bekannt. Seine hervorragenden Beiträge zur Interpretation und Weiterentwicklung der Volksmusik werden allgemein geschätzt und gelobt. Er wurde verschiedentlich mit Preisen bedacht, u.a. mit dem Innerschweizer Kulturpreis, dem Prix Walo mit der Formation «pareglish» sowie weiteren Auszeichnungen. Unter anderem ist er Dozent und Studienleiter an der Hochschule Luzern. Eine beeindruckende Reihe von CD- sowie Theaterproduktionen und auch Kompositionen gehören zu seinem bisherigen Leistungsausweis.

Mit dem vorliegenden Gesuch möchte sich Dani Häusler in einer achtmonatigen (2 Tage pro Woche) Auszeit künstlerisch weiterentwickeln, sich und seine Arbeit hinterfragen und seine Musik weiterdenken. Mit einem eigens dazu gegründeten, neuartigen und unkonventionellen Trio, in der Zusammensetzung Klarinette, Gitarre und Violoncello, will er im Sinne eines Experimentierfeldes «seine» Musik neu denken und neu produzieren. Sein Projekt ermöglicht eine zielgerichtete Weiterentwicklung seines Schaffens und man darf gespannt sein, wie sich diese Auszeit in den künftigen Produkten seiner Arbeit niederschlägt. Er sucht in einer wichtigen Lebensphase seiner künstlerischen Entwicklung neue Wege des musikalischen Ausdrucks, was eine Unterstützung in Form eines Werkbeitrags rechtfertigt.

Stefan Kälin, Zürich/Küssnacht a.R., 20 000 Franken
Stefan Kälin (*1966) arbeitet seit rund 20 Jahren als freier Cutter für Kino und Fernsehen. Dabei hat er vor allem Dokumentarfilme und seit ein paar Jahren auch Spielfilme geschnitten. 2014 ist er für den Schweizer Filmpreis in der damals erstmals eingeführten Nomination «Beste Montage» selektioniert worden. Die professionelle Weiterentwicklung und Erforschung von Bild und Tonebene im Schnitt stehen bei Stefan Kälin’s Projekt im Vordergrund. «Mensch Sonntag» verspricht eine interessante Auseinandersetzung mit dem «Ruhetag Sonntag». Die Herangehensweise, die Aufnahmen auf den Sonntag zu beschränken und Bild und Ton strikte zu trennen, überzeugt in ihrer Konsequenz und gleichzeitiger Experimentierfreudigkeit. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit gesellschaft-lichen Normen, gerade in Bezug auf den Sonntag, ist dabei erwünscht. Die Projektidee hat die Jury überzeugt.

Sara Stäuble, Meggen/Küssnacht a.R., 15 000 Franken
In ihren bisherigen Arbeiten bewies Sara Stäuble ein beachtliches Gespür für eine ästhetische Bildsprache, deren Inhalte verspielt und zugleich tiefgründig daher kommen. In ihrem essayistischen Kurzfilm «Nachtmeerfahrt» (AT) geht die Filmemacherin weder von einer Struktur noch von einer Geschichte aus. Vielmehr bedient sie sich an einem grundlegenden Gefühl, weitet dieses aus, bis dem Projekt ein dichter Emotionsteppich zugrunde liegt. Dies ist nicht nur eine ungewöhnliche und mutige Vorgehensweise, sondern hat sich in den letzten Jahren geradezu zu Sara Stäubles eigen-willigem Stil entwickelt. Im neuen Projekt bilden «Geborgenheit» und «Verlust» die Ausgangslage für eine traumhafte Abhandlung, von der sich die Künstlerin keineswegs distanziert, sich vielmehr sogar selber in Szene setzt. Persönliche Erinnerungen korrespondieren mit Symbolen. Unterbewusstes nimmt unerwartete visuelle Formen an. Es entstehen starke Eindrücke, die in ihrer Gesamtheit ein traumwandlerisches Ganzes erzeugen – einen Kurzfilm, der die Zuschauer staunen, rätseln und mitfühlen lässt.

Annette Windlin, Luzern/Küssnacht a.R., 12 000 Franken
Die Theaterfrau Annette Windlin (*1960) hat sich von den Bildern und Materialien in einem verlassenen Wohnhaus und der Suche nach einer immersiven Theaterform zum Projekt «Der glücklichste Moment im Leben» inspirieren lassen. Auf den Spuren verschiedener Lebensentwürfe macht Annette Windlin (Projektleitung, Regie) im Team mit Martina Clavadetscher (Autorin), Ruth Mächler (Ausstattung), Valentina Mächler (Videokunst), Susanne Morger (Kulturproduktion, Kommunikation) und Rebekka Spinnler (Praktikum) aufwändige Recherchen zur konkreten Fragestellung nach Glücksmomenten, zur Verfeinerung des Konzepts und gemeinsamen Zielrichtung. Ihre Absicht ist, das installative und performative Projekt 2019 zu veröffentlichen und die Viscosistadt in Emmenbrücke mit theatralen und multimedialen Elementen zu bespielen.

Auffallend ist der bemerkenswerte Ansatz, dass das Material und der Raum zuerst standen. Die forschende Entwickung und Suche nach dem Zusammenhang vom Ausgangsmaterial zur Fragestellung nach Glück bis zum konkreten Projekt stehen im Fokus. Die Fachjury interessiert innerhalb der Recherchephase die Auseinandersetzung im Künstlerinnen-Team mit ihren unterschiedlichen Sparten, die Zusammenführung der Kunstrichtungen und ihre Konzeptsitzungen. Mit dem Werkbeitrag möchte die Kulturkommission die Idee zum intensiven Künstlerinnen-Austausch auszeichnen und ihren Denkraum fördern. Weiter will sie differenzierte Recherchen im Austausch ermöglichen, welche die Basis fürs Projekt bilden. Die Jury beeindruckt insbesondere auch der Einbezug einer Praktikantin als Förderung junger Kunstschaffenden.

Bisher haben im Kanton Schwyz Werkbeiträge erhalten:

  • 2016: Maya Prachoinig, Tom Heinzer und Nathanael Schindler, Cyrill Greter,
  • Roger Bürgler, Mirjam Landolt, Sheila Runa Lindauer
  • 2015: Theatergruppe Fremde Vögel
  • 2014: Markus Flückiger, Sheila Runa Lindauer, Andrea Ulrich
  • 2013: Brigitte Friedlos, Mischa Camenzind, Andreas Gefe und Al Meier
  • 2012: Martina Clavadetscher, Claudine Rodrigues Costa-Ulrich, Livia Huber, Heidi Züger
  • 2011: Roland Bucher und Dave Feusi
  • 2010: Andrea Suter, Claudette Ebnoether und Damian Jurt
  • 2009: Diana Seeholzer und Anton Bruhin

Kulturkommission


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