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Werkbeiträge Kanton Schwyz 2018

(Kuko) Die Kulturkommission des Kantons Schwyz zeichnet zehn Kunstschaffende mit einem Werkbeitrag aus. Ihnen wird damit ermöglicht, sich während einer gewissen Zeit ihrem Schaffen zu widmen und ihre künstlerischen Kompetenzen vertiefen zu können.

Zum dritten Mal hat die kantonale Kulturkommission dieses Jahr Werkbeiträge in den vier Sparten «Bildende Kunst», «Musik», «Kurz- und Animationsfilm» sowie «Tanz und Theater» ausgeschrieben. Ziel der Vergabe von Werkbeiträgen ist die unmittelbare und personenbezogene Förderung. Mit den Beiträgen wird es Kulturschaffenden erleichtert, sich während einer gewissen Zeit ihrem Schaffen zu widmen. Sie sollen sich auf eine experimentelle, innovative, künstlerische Idee einlassen oder ihre künstlerischen Kompetenzen gezielt vertiefen und entwickeln können. Ausgezeichnet werden in der Sparte Bildende Kunst Martina Kalchofner (Vitznau/früher Lachen, Fr. 15 000.--), Janine Schranz (Wien/Brunnen, Fr. 10 000.--) und Barbara Gwerder (Herlisberg/früher Arth, Steinerberg, Schwyz, Fr. 10 000.--), in der Sparte Musik Rahel Bächtold (Muotathal, Fr. 18 000.--), in der Sparte Kurz- und Animationsfilm Thomas Horat (Schwyz, Fr. 12 000.--) sowie in der Sparte Theater und Tanz Regula Trutmann und Edith Schelbert (Seewen/Brunnen, Fr. 15 000.--), Nelly Büttikofer (Rapperswil/früher Lachen, Fr. 10 000.--), Oscar Sales Bingisser und Roger Bürgler (Einsiedeln/Gersau, Fr. 10 000.--).

Grundlage des Entscheids bildeten Beurteilungen der unabhängigen Fachjurys, die von der Kulturkom-mission für jede Sparte eingesetzt wurden. Wichtige Beurteilungskriterien waren die Qualität und Kontinuität des bisherigen künstlerischen Schaffens, das Entwicklungspotenzial einer Person in ihrer künstle-rischen Tätigkeit, die überzeugende Beschreibung des Vorhabens respektive der Projektabsichten sowie der innovative und eigenständige Charakter des Vorhabens respektive des Projekts. Die Kulturkommission ist überzeugt, dass Werkbeiträge ein sehr wertvolles Förderinstrument darstellen, mit dem Kulturschaffende effizient unterstützt werden. Die Werkbeiträge werden im Rahmen einer Feier übergeben.

Die Preisträger der kantonalen Werkbeiträge 2018

Martina Kalchofner, Vitznau/Lachen, Fr. 15 000.--

Martina Kalchofner (*1957) ist eine erfahrene Künstlerin, die einfallsreich, präzise und beharrlich ihre Lebenswelt erforscht und dabei nicht selten Alltägliches und Unscheinbares in den Blick nimmt. Sie lotet die Möglichkeiten verschiedenster Materialien und Medien aus und hat über die Jahre einen viel-fältigen Bilderkosmos geschaffen, der zugleich fantastisch und realistisch ist.
Die Intention des Projekts «Zeichnen – als gäbe es kein Morgen» hat die Jury überzeugt: Der Werkbeitrag soll es Martina Kalchofner ermöglichen, während eines sechsmonatigen Atelieraufenthalts zeichnend innezuhalten, zu experimentieren und zu reflektieren.

Janine Schranz, Wien/Brunnen, Fr. 10 000.--

Janine Schranz (*1985) ist eine engagierte Künstlerin, welche vor allem mit dem Medium Fotografie experimentelle Positionen einnimmt. Diese münden in überraschend klaren Bildfindungen. Ihre Arbeit thematisiert oft Architektur, Räume, Bildräume, aber auch das Medium Fotografie selber. Die Weiterentwicklung des Projekts «Badehaus» hat die Jury überzeugt. In einem ehemaligen Badehaus badet und entwickelt Janine Schranz ihre analogen Negative. Diese Tätigkeit erfolgt gleichsam blind mit Hilfe eines sogenannten Wechselsackes, der ihr als behelfsmässiges Labor zur Verfügung steht. So wird das Unsichtbare und Blinde in den zukünftigen Bildern miteinbezogen.

Barbara Gwerder, Herlisberg/Arth, Steinerberg, Schwyz, Fr. 10 000.--

Die im Kanton Schwyz geborene und aufgewachsene Barbara Gwerder (*1967) lebt und arbeitet heute im luzernischen Herlisberg. Nach ihrem Studienabschluss Design & Kunst an der Hochschule Luzern verlegte sie 1998–2002 zeitweise ihren Wirkungsort nach Berlin. Seither ist sie als Malerin und Objektkünstlerin an zahlreichen Ausstellungen vertreten. Im Projekt «AlpStreich» setzte sie sich mit der schroffen Bergwelt des Muotatals und der Ruosalp auseinander. 2016 erhielt sie von der kantonalen Kulturkommission ein Stipendium für das Zentralschweizer Künstleratelier in Berlin. Dort begann Barbara Gwerder die Werkserie «Plan B», in der sie in einen malerischen Dialog mit dem urbanen Raum tritt. Der Werkbeitrag des Kantons Schwyz soll es ihr ermöglichen, diese grossformatige Werkserie abzuschliessen und in einer Ausstellung zu präsentieren.

Rachel Bächtold, Muotathal, Fr. 18 000.--

Rachel Bächtold (*1991), die unter dem Künstlernamen Rachel Divà auftritt, hat im vergangenen Jahr rund 100 Konzerte bestritten. Das zeigt, zusammen mit andern Erfolgen, dass ihr «Produkt» gefragt ist. Die Fortschritte der Autodidaktin waren in letzter Zeit beachtlich. Der gegenwärtige Stand ihrer Performance macht jedoch deutlich: ein Bestehen in diesem sehr hart umkämpften Business erfordert eine professionelle Betreuung und Weiterbildung. Die geplante Ausbildung am MI (Music Institut) in Los Angeles ist daher notwendig und gegenwärtig die beste Wahl, um den eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterführen zu können. Das bewiesene Talent, sowie der bisherige Durchhaltewillen von Rachel Divà verdienen Förderung und Unterstützung in der Form eines Werkbeitrages.

Thomas Horat, Schwyz, Fr. 12 000.--

Thomas Horat (*1964) hat in seinen bisherigen Filmprojekten bereits ein Gespür für interessante, lokal verankerte Geschichten mit überregionaler Ausstrahlungskraft und eine starke Bildsprache gezeigt. Sein neuestes Projekt «Return After Departure», das in Zusammenarbeit mit dem in Südkorea lebenden Filmemacher Nils Clauss entsteht, beleuchtet das Thema der Migration in einem kleinen kalabrischen Dorf. Dabei behandelt der Kurzfilm das Thema von verschiedenen Gesichtspunkten aus: jener von Einwanderern, Auswanderern und Zurückgebliebenen sowie auch Zurückgekehrten. Die Jury möchte an dieser Arbeit ganz besonders den Mut zum Experiment hervorheben. Der spielerische Umgang mit der filmischen Form, die sich zu einem Hybriden zwischen Dokumentarfilm und Fiktion entwickeln soll, klingt vielversprechend. Der Werkbeitrag soll Thomas Horat den Freiraum geben, in der Montage und Postproduktion inhaltlich und filmtechnisch neue Wege und Herangehensweisen zu ergründen und die Kernaussage des Projekts auf dramaturgisch überzeugende Weise herauszuschälen.

Regula Trutmann und Edith Schelbert, Seewen/Brunnen, Fr. 15 000.--

Das Puppentheater ist im Kanton Schwyz aktuell noch ein Nischenangebot. Es hat seinen Platz vorwiegend im Rahmen von Produktionen für Kinder und erfüllt dabei eher einen Auftrag im
pädagogischen Bereich. Dies, obwohl das Puppenspiel viele über den Rahmen des gewohnten Schau-Spiels hinausgehende Möglichkeiten bietet und ein eigenständiges künstlerisches Format darstellt. Der Werkbeitrag berücksichtigt einerseits das bisherige vielschichtige und originelle Engagement von Regula Trutmann (*1954) und Edith Schelbert (*1960) mit dem Theater Suedwind und unterstützt andererseits die weitere künstlerische Entwicklung und den professionellen Ausbau der bisher geleisteten Arbeit, insbesondere die Vorarbeiten für ihr neues Stück, das in der Entwicklungsphase steht. Gefördert wird damit auch die Festigung der notwendigen Infrastruktur, welche für eine zunehmende Präsenz und Professionalisierung des Puppenspiels als innovative und entwicklungsfähige Sparte des Theaters nötig ist.

Nelly Büttikofer, Jona/Lachen, Fr. 10 000.--

Nelly Büttikofer (* 1948) ist im kulturellen Leben respektive in der Tanz- und Theaterszene des Kantons Schwyz seit Jahren sehr aktiv und als Pionierin der freien Tanzszene immer noch präsent. Ihre Produktionen zeigen ihre charakteristische, stets eigenständige Handschrift, mit der sie ihre Themen immer wieder entlang den fragilen Linien nachzeichnet und diese sichtbar macht. Das vorliegende Projekt mit dem Titel «Die höchste Zeit» nimmt kurze Texte, Figuren und Unikate aus dem Buch «Die Fragwürdigen» von Judith Keller als Basis und Ausgangspunkt für eine Szenenfolge, die von unterschiedlich eingesetzten Chorelementen begleitet ist. Nelly Büttikofer beschreibt in ihrem ausführlichen Dossier eine «konzertante Lesung mit den drei Stimmen Gesang, Sprache und Instrumente» und einer Tänzerin. Die skizzierte Idee der szenisch-choreographischen Umsetzung und die damit verbundene Improvisation der Zwischenspiele ergeben eine anspruchsvolle Zufälligkeit, die Unerwartetes ermöglicht. Der Werkbeitrag unterstützt insbesondere den anspruchsvollen Ansatz der Zusammenarbeit zwischen Regie und Autorin, deren Texte damit in neuem Rahmen erfassbar werden, und soll vor allem eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Musiker Christoph Baumann ermöglichen.

Oscar Sales Bingisser und Roger Bürgler, Einsiedeln/Gersau, Fr. 10 000.--

Das Projekt, vor dessen Hintergrund der Werkbeitrag eingereicht wird, hat mit Syra Marty einen bereits filmisch und literarisch bearbeiteten Lebensweg zum Thema. Der Stoff ist dokumentarisch ausführlich sichtbar und sucht kaum neue Fakten, zumal Syra Marty nicht mehr lebt. Die vorgesehene Bühnenarbeit möchte die in jeder Hinsicht aussergewöhnliche und in ihrer Zeit exotische Protagonistin mit einem dramaturgischen «Revue»-Ansatz und in einer gewissen Überhöhung dem Publikum in neuem Licht näher bringen. Das vorliegende Material bietet dafür eine Fülle formaler Möglichkeiten, die unterschiedlich betont und präsentiert werden können. Der Werkbeitrag für Oscar Sales Bingisser (*1958) und Roger Bürgler (*1967) unterstützt die Erstellung des Manuskripts, insbesondere die Erarbeitung der formbezogenen Dramaturgie und die Strukturierung dieses ungewöhnlichen Lebensbogens. Es bietet sich damit auch die Möglichkeit, den Begriff der «Revue» in verschiedenen Formaten und ausserhalb der bekannten Form zu evaluieren oder neu zu finden. Zudem soll der Werkbeitrag die Beleuchtung eines vertieften oder fokussierten Hintergrundes der Hauptfigur ermöglichen, der sich von den bestehenden Medien absetzt.

Bisher haben im Kanton Schwyz Werkbeiträge erhalten:

  • 2017: Ida Dober, Martina Mächler, Gregory Hary, Nadja Räss, Dani Häusler, Stefan Kälin, Sara Stäuble, Annette Windlin
  • 2016: Maya Prachoinig, Tom Heinzer und Nathanael Schindler, Cyrill Greter, Roger Bürgler, Mirjam Landolt, Sheila Runa Lindauer
  • 2015: Theatergruppe Fremde Vögel
  • 2014: Markus Flückiger, Sheila Runa Lindauer, Andrea Ulrich
  • 2013: Brigitte Friedlos, Mischa Camenzind, Andreas Gefe und Al Meier
  • 2012: Martina Clavadetscher, Claudine Rodrigues Costa-Ulrich, Livia Huber, Heidi Züger
  • 2011: Roland Bucher und Dave Feusi
  • 2010: Andrea Suter, Claudette Ebnoether und Damian Jurt
  • 2009: Diana Seeholzer und Anton Bruhin

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