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Gute Noten für Sonderpädagogik im Kanton Schwyz

Erziehungsrat nimmt Hinweise aus Fokusevaluation auf

Schwyz, 30. April 2015

Gute Noten für Sonderpädagogik im Kanton Schwyz

Erziehungsrat nimmt Hinweise aus Fokusevaluation auf

(ER/i) Der durch das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich verfasste Schlussbericht zur Fokusevaluation des sonderpädagogischen Angebots und der integrierten Sonderschulung im Kanton Schwyz fällt insgesamt positiv aus. Er zeigt aber auch Möglichkeiten für Optimierungen und Weiterentwicklungen auf. Der Erziehungsrat hat das Amt für Volksschulen und Sport beauftragt,  aufgrund der Empfehlungen in definierten Bereichen Massnahmen auszuarbeiten.

„Die integrative Förderung an unserer Schule ist soweit umgesetzt. Das ist implementiert“, bemerkt ein Schulrat. Seit 2009 arbeiten sämtliche Schulen nach ihrem sonderpädagogischen Konzept. Was sind die Stärken und Schwächen der kantonalen Rahmenbedingungen? Wie funktioniert die Umsetzung der lokalen sonderpädagogischen Konzepte? Diese Fragen wollte der Erziehungsrat beantwortet haben. Der Schlussbericht der Fokusevaluation zeichnet ein insgesamt positives Bild der sonderpädagogischen Angebote im Kanton Schwyz. Die Evaluation zeigt aber auch Optimierungspotenzial in Bezug auf die Angebote der integrativen Förderung (IF), der besonderen Klassen sowie der integrierten Sonderschulung (IS HZ) auf.

Hohe Zufriedenheit mit den Vorgaben und Rahmenbedingungen
Die Schulleitungen und Lehrpersonen sind zufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Die kantonalen und lokalen Vorgaben entsprechen den Bedürfnissen der Lehrpersonen. Die Konzepte sind weitgehend umgesetzt und werden für die Praxis als hilfreich erachtet. Der grösste Teil der Lehrpersonen berichtet von positiven Veränderungen durch die integrative Schulung, wobei dies ältere Lehrpersonen und erfahrenere Schulleitungen kritischer beurteilen. Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen beklagen teilweise die knappen zeitlichen Ressourcen. Insgesamt werden die zur Verfügung stehenden Mittel als ausreichend eingeschätzt. Allerdings zeigen sich Schwierigkeiten bezüglich der Verteilung der Ressourcen: viele Schulen weisen der Unterstufe mehr IF-Lektionen zu als der Mittelstufe.  Dadurch wird der Ressourcenpool für die integrative Förderung auf der Mittelstufe kleiner und es wird somit öfter separiert. Trotz Mangel an ausgebildeten schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen schaffen es die Schulen mehrheitlich, die Personalfrage zufriedenstellend zu lösen. Die Befragten sind mit den vorhandenen Arbeitsmitteln sehr zufrieden. Die Raumsituation entspricht weitgehend den Erfordernissen. Das sonderpädagogische Personal nimmt erwartungsgemäss häufiger an Weiterbildungen zu sonderpädagogischen Themen teil, als Schulleitungen und Fach- sowie Klassenlehrpersonen.

Intensivierte Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufsgruppen und zwischen Kanton und Schulträgern wird grundsätzlich positiv beurteilt. Die intensive Zusammenarbeit auf Schulebene wird als produktiv bewertet. Jedoch bedingt die Integration auch neue Aufgaben und damit mehr Aufwand und Verantwortung, insbesondere für die Schulleitungen. Die am häufigsten praktizierte Form der Zusammenarbeit im Unterricht ist die Gruppenförderung ausserhalb des Klassenunterrichts. Es besteht eine klare Aufgabenteilung im Unterricht, in der die Lehrperson meist die Hauptverantwortung übernimmt, während die schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen die Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen unterstützen. Die Anzahl der zu betreuenden Klassen und die Grösse des Unterrichtspensums von schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen haben Einfluss auf die Qualität der Zusammenarbeit. Auf der Primarstufe funktioniert sie besser als auf der Sekundarstufe; die Verantwortung und die Bereitschaft für die Zusammenarbeit auf der Sekundarstufe liegen mehrheitlich bei den Heilpädagoginnen und Heilpädagogen. Zudem fehlen hier Konzepte für die Zusammenarbeit im integrativen Unterricht. Die Zusammenarbeit scheint sich aber zu lohnen. Die Kinder fühlen sich in der Schule wohl und von den Lehrpersonen unterstützt.

Optimierungsbereiche sind benannt
Obwohl die sonderpädagogischen Massnahmen im Kanton Schwyz von den Befragten grundsätzlich positiv beurteilt werden, gibt es Möglichkeiten für Optimierungen. Unklarheiten bestehen bezüglich der Zuständigkeiten beim Übertritt von besonderen Klassen in die integrative Schulung und umgekehrt. Der Übertritt vom Kindergarten in die Primarstufe ist etabliert, während jener in die Sekundarstufe und in die Berufsbildung bei IF-Schülerinnen und -Schülern und in besonderem Masse bei IS-Schülerinnen und -Schülern herausfordernd und aufwändig ist. Der Umgang mit Förderplänen ist zu thematisieren, weil Förderpläne bei der integrativen Förderung und der integrierten Sonderschulung vor allem zur Dokumentation und zur Legitimation von Zuweisungsentscheidungen eingesetzt werden. Gerade die Lehrpersonen von besonderen Klassen schreiben jedoch keine Förderpläne.

Weiter ist die Integration auf der Sekundarstufe näher zu beleuchten. Sie ist weniger weit fortgeschritten als auf der Primarstufe, was unter anderem mit strukturellen Faktoren wie der Gliederung in Werk-, Real- und Sekundarklassen zusammenhängt. Bezüglich der Finanzierung der integrativen Schulung und der Mitsprache wünschen sich die Gemeinden und Bezirke vom Kanton mehr Freiraum, um Ressourcen gezielter und bedarfsorientierter einzusetzen. Die Schulleitungen mussten im Zuge der integrativen Schulung viele neue Aufgaben übernehmen. Dies hat einerseits zu einer starken Professionalisierung und Erweiterung der fachlichen Kompetenzen geführt, andererseits zu einer Mehrbelastung der Schulleitungen. Zu betrachten ist die Personalführung und -entwicklung im sonderpädagogischen Bereich. Unbefriedigend ist die Situation im Bereich „Verhalten“, da konzeptuelle Lösungsansätze noch immer weitgehend fehlen.

Massnahmen werden geplant
Der Erziehungsrat hat den Bericht zur Kenntnis genommen und über weiterführende Massnahmen beraten. Er hat das zuständige Amt für Volksschulen und Sport beauftragt, einen Massnahmenplan über die Weiterentwicklung des Systems zu erstellen.

ERZIEHUNGSRAT
Information

Die Kurzfassung des Schlussberichts zur Fokusevaluation finden Sie hier.


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