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Öffnet sich die Lohnschere auch in der kantonalen Verwaltung?

Beantwortung der Kleinen Anfrage KA 19/13

Schwyz, 2. Oktober 2013

Öffnet sich die Lohnschere auch in der kantonalen Verwaltung?

Beantwortung der Kleinen Anfrage KA 19/13

 

1. Wortlaut der Kleinen Anfrage

Kantonsrat Leo Camenzind und Kantonsrätin Sibylle Dahinden haben am 2. September 2013 folgende Kleine Anfrage eingereicht:

„Die Studie des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds SGB (vgl. http://www.sgb.ch/uploads/media/Lohndruck_und_ungerechte_Verteilung_-_Finanzielle_Lage_der_Arbeitnehmenden_-_SGB_2013.pdf) zur finanziellen Lage der Arbeitnehmenden in der Schweiz (Mai 2013) zeigt auf, wie seit Ende der 90er Jahre die Topverdienenden von höheren Löhnen profitierten. Zwischen 2002 und 2010 sind die Reallöhne der obersten Kader um 14 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum musste sich die grosse Mehrheit der Arbeitnehmenden mit bescheidenen Reallohnerhöhungen von lediglich 3.5 Prozent (Median) zufrieden geben. Dieser Anstieg liegt deutlich unter dem Produktivitätswachstum von sechs Prozent in dieser Periode. Die Arbeitnehmenden mit einer Lehre als höchsten Bildungsabschluss mussten gar einen Reallohnverlust von 0.4 Prozent in Kauf nehmen.

Differenziert nach Geschlecht zeigt die Studie im Weiteren auf, dass Frauen mit Lehrabschluss deutlich häufiger zu einem Tieflohn arbeiten müssen als Männer. Als Tieflohn werden nach internationaler Definition Löhne bezeichnet, welche tiefer als zwei Drittel des mittleren Lohnes (Median) liegen. Bei den Männern sind es 5.6 Prozent, die für einen Lohn unter der Tieflohnschwelle arbeiten. Bei den Frauen sind es mit 15.7 Prozent drei Mal so viele.

Im Hinblick, dass sich die Lohnschere immer weiter vergrössert interessiert es uns, wie sich diese in der kantonalen Verwaltung entwickelt hat, weshalb wir den Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen bitten:

-   Welche Reallohnerhöhung Effektiv und in Prozent haben die Verwaltungsangestellten (100% Pensum) mit den tiefsten Löhnen (1 %, ohne Lernende) im Zeitraum 2002 bis 2012 erfahren?

-   Welche Reallohnerhöhung Effektiv und in Prozent haben die Verwaltungsangestellten (100% Pensum) mit den höchsten Löhnen (1 %, ohne Lernende) im Zeitraum 2002 bis 2012 erfahren?

-   Wie entwickelten sich die Löhne (höchstes und tiefstes 1%, ohne Lernende) nach Geschlechtern im Zeitraum 2002 bis 2012?

Wir bedanken uns für die Beantwortung der Fragen.“

2.    Antwort des Finanzdepartements

2.1    Allgemeine Bemerkungen

Die Lohnsystematik des Kantons Schwyz besteht aus einem allgemeinen Lohnsystem sowie seit 1. Januar 2008 zusätzlich aus einem Kaderlohnsystem. Beide Lohnsysteme weisen mehrere Lohnklassen mit einer vordefinierten Breite auf, welche in Abhängigkeit zueinander stehen. Das allgemeine Lohnsystem verfügt ausserdem je Lohnklasse (gesamthaft 29 Lohnklassen) über 26 Lohnstufen, welche die Lohnentwicklung darstellen. Das Kaderlohnsystem ist ein Bandbreitenmodell mit elf Kaderlohnklassen ohne Lohnstufenunterteilung. Die Erhöhung erfolgt in diesem Modell in halben Prozentschritten vom Grundlohn aus gerechnet. Im Rahmen der Einführung im Jahre 2008 wurden für die Überführung der Löhne in das Kaderlohnsystem zusätzlich rund 2.0% der Kaderlohnsumme aufgewendet.

Beide Modelle sind für die allgemeine Lohnentwicklung grundsätzlich starre Modelle, bei welchen immer das gesamte Lohnsystem der Teuerung angepasst wird. Aufgrund der beurteilten Leistung sowie der zur Verfügung stehenden Mittel können die Mitarbeitenden individuell innerhalb ihrer Lohnklasse aufsteigen.

Für die Beantwortung der Fragen wurden die entsprechenden Mittelwerte der beiden Hauptgruppen (tiefste / höchste Löhne) über die letzten zehn Jahre gebildet. Zudem wurden daraus auch die Mittelwerte je Geschlecht gezogen.

2.2    Beantwortung der einzelnen Fragen

Frage 1: „Welche Reallohnerhöhung Effektiv und in Prozent haben die Verwaltungsangestellten (100% Pensum) mit den tiefsten Löhnen (1%, ohne Lernende) im Zeitraum 2002 bis 2012 erfahren?“

Teuerungsbereinigt sind die tiefsten Löhne im Zeitraum von 2002 bis 2012 im Jahr um durchschnittlich Fr. 407.-- pro Vollzeitstelle gestiegen. Im Verhältnis zum Durchschnittssalär bedeutet dies eine prozentuale Erhöhung von jährlich 0.68% bzw. 6.8% über die gesamte Dekade.

Frage 2: „Welche Reallohnerhöhung Effektiv und in Prozent haben die Verwaltungsangestellten (100% Pensum) mit den höchsten Löhnen (1 %, ohne Lernende) im Zeitraum 2002 bis 2012 erfahren??“

Teuerungsbereinigt sind die höchsten Löhne im Zeitraum von 2002 bis 2012 im Jahr um durchschnittlich Fr. 2074.-- pro Vollzeitstelle gestiegen. Im Verhältnis zum Durchschnittssalär bedeutet dies eine prozentuale Erhöhung von jährlich 1.32% bzw. 13.2% über den gesamten Zeitraum. Bereinigt man die prozentuale Erhöhung um die ausserordentliche Überführungsmassnahme ins Kaderlohnsystem im Jahr 2008, sind die höchsten Löhne zwischen 2002 bis 2012 letztendlich um 11.2% gestiegen.

Frage 3: „Wie entwickelten sich die Löhne (höchstes und tiefstes 1%, ohne Lernende) nach Geschlechtern im Zeitraum 2002 bis 2012?“

Teuerungsbereinigt sind die tiefsten Löhne der Mitarbeiterinnen im Zeitraum vom 2002 bis 2012 jährlich um durchschnittlich Fr. 401.-- pro Vollzeitstelle oder 0.74% im Vergleich zum Durchschnittssalär der Mitarbeiterinnen gestiegen. Bei den Löhnen der Mitarbeiter betrug die durchschnittliche Erhöhung Fr. 422.-- bzw. 0.58%. Über den gesamten Zeitraum betrachtet, betrugen die Erhöhungen bei den Frauen 7.4% und bei den Männern 5.8%.

Teuerungsbereinigt sind die höchsten Löhne der Mitarbeiterinnen im Zeitraum von 2002 bis 2012 jährlich um durchschnittlich Fr. 2218.-- pro Vollzeitstelle oder 1.63% im Vergleich zum Durchschnittssalär der Mitarbeiterinnen gestiegen. Bei den Löhnen der Mitarbeiter betrug die durchschnittliche Erhöhung Fr. 1998.-- bzw. 1.19%. Über den gesamten Zeitraum betrachtet und ohne die zusätzliche Überführungsmassnahme betrugen die Erhöhungen bei den Frauen 14.3% und bei den Männern 9.9%.

Finanzdepartement des Kantons Schwyz

Der Departementsvorsteher:

Kaspar Michel, Regierungsrat

Zustellung: Fragesteller; Kantonsratspräsidentin; Fraktionspräsidenten; Mitglieder des Regierungsrates; Finanzdepartement; Personalamt; Staatskanzlei; Medien.

Zustellung an die Medien: 2. Oktober 2013


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