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Langwieriger Kampf gegen die "invasiven Neuen"

Pflegeeinsätze in den Naturschutzgebieten im Kanton Schwyz

Schwyz, 29. Mai 2013

Langwieriger Kampf gegen die "invasiven Neuen"

Pflegeeinsätze in den Naturschutzgebieten im Kanton Schwyz

 

(ANJF/i) Derzeit sind in den kantonalen Naturschutzgebieten wieder Aktivitäten zur Bekämpfung von Neophyten zu beobachten. In den Gebieten Frauenwinkel, Nuoler Ried, Lauerzersee und Tristel stehen Zivildienstleistende im Einsatz fürs Amt für Natur, Jagd und Fischerei, während in der Bätzimatt mit Hilfe von Schülern Massnahmen gegen Goldrute, Japanknöterich und Co. umgesetzt werden.

Neophyten
Als Neophyten, wörtlich übersetzt die „Neuen Pflanzen“, werden all jene Pflanzen bezeichnet, welche erst seit 1492 bei uns vorkommen. Das Entdeckungsjahr von Amerika wurde als Startpunkt des intensiven Austauschs von Lebewesen zwischen den Kontinenten gewählt; als Startpunkt der botanischen Globalisierung. Warum aber ist dieser Austausch von Arten schlecht? Es ist doch gerade im Naturschutz oft die Rede vom Verlust der Biodiversität und der Vielfalt der Lebewesen. Grundsätzlich wäre das Besiedeln eines neuen Gebietes und das Verdrängen anderer Arten auch nichts Schlimmes, geschieht es doch in der Natur tagtäglich. Problematisch sind jedoch die Geschwindigkeit der Ausbreitung und die durch menschliche Hilfe ermöglichten, unnatürlich grossen Distanzen. So fehlt den heimischen Arten die Zeit, durch natürliche Selektion Abwehrmechanismen und Strategien gegen die „Neuen“ entwickeln zu können. Anders gesagt, passen die Neophyten manchmal nicht in das bestehende Geflecht von Konkurrenten und Fressfeinden.

Probleme
Doch nicht jede neue Art stellt automatisch auch ein Problem dar. Nur wenn ein Neophyt ein grosses Ausbreitungspotential hat und dadurch einheimische Arten verdrängt oder anderweitig Schwierigkeiten (z.B. Gesundheit gefährdet, Böschungen destabilisiert) bereitet, wird er als invasiv bezeichnet und kommt in der Schweiz auf die sogenannte Schwarze Liste. Solche Problempflanzen sind der Japanknöterich, die kanadische Goldrute aber auch der Riesen-Bärenklau.

Bekämpfung
Die Bekämpfung invasiver Neophyten sieht sich gerade in Naturschutzgebieten nicht selten mit anderen, ebenfalls naturschützerischen Interessen konfrontiert. Diese Zielkonflikte verhindern eine flächige Bekämpfung. Angepasste, gezielte und oft aufwendige Massnahmen sind nötig, um den Problempflanzen Herr zu werden. Goldrute und Japanknöterich müssen in mühsamer Handarbeit einzeln mit der Wurzel ausgerissen oder über mehrere Jahre durch zweimaligen Schnitt geschwächt werden. Der erste Schnitt hat vor der Versamung im Mai-Juni zu erfolgen. Ein Zielkonflikt ist aber, dass ein früher Schnitt verhindert, dass andere seltene Pflanzen, wie zum Beispiel der Lungenenzian, der für die Schmetterlingsart „kleiner Moorbläuling“ lebensnotwendig ist, ihrerseits absamen können. Deshalb müssen die mit Goldruten befallenen Flächen zielgenau gemäht werden, um die Lungenenzian-Bestände nicht zu gefährden. Auch sind die Bekämpfungsmassnahmen mit dem Vogelschutz zu koordinieren. Fläche, wo störungsempfindliche, gefährdete Arten wie Kiebitz, Drosselrohrsänger oder grosser Brachvogel brüten, sind nicht vor Abschluss der Kükenaufzucht (ab Ende Juli) zu betreten. Diese und andere Interessenskonflikte stellen für die Pflege unserer kantonalen Naturschutzgebiete eine grosse Herausforderung dar.

Erfolg
Bei der Planung der diesjährigen Pflegeeinsätze war es für das Amt für Natur Jagd und Fischerei erneut eine logistisch anspruchsvolle Aufgabe, möglichst allen Naturschutzbedürfnissen gerecht zu werden. Diese Einsätze werden in den Schutzgebieten des Kantons Schwyz nun schon seit mehreren Jahren hauptsächlich mit der Hilfe von Zivildienstleistenden umgesetzt. Würde jetzt die Pflege vernachlässigt oder setzte gar ganz aus, könnten ein paar wenige verbleibende Pflanzen innert kurzer Zeit die Bemühungen von Jahren zunichtemachen. Erfreulicherweise zeichnen sich aber erste Erfolge der langjährigen Anstrengungen ab. So konnte zum Beispiel nach vier Jahren intensiver Bekämpfungsmassnahmen auf praktisch allen speziell eingerichteten Testflächen im Frauenwinkel ein deutlicher Rückgang der Goldruten verzeichnet werden. Der langwierige Kampf lohnt sich!

Amt für Natur, Jagd und Fischerei
Information

Bild: Riesenbärenklau im Naturschutzgebiet Lauerzersee, Sägel, Schutt (Foto: E. Jenny, Oekoskop AG)


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