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Von der Überlegenheit der Berufslehre

Vernetzungstreffen Berufsbildung - Sek I

Von der Überlegenheit der Berufslehre

Vernetzungstreffen Berufsbildung - Sek I

Regierungsrat Walter Stählin hiess am Dienstagabend im Berufsbildungszentrum Goldau rund fünfzig Männer und Frauen zum Vernetzungstreffen Berufsbildung – Sek I willkommen. Im Mittelpunkt des Anlasses stand das Referat von Alt-NR Rudolf Strahm zum Thema „Von der Überlegenheit der Berufslehre“, welches mit Spannung erwartet wurde. Gemeinsam wurde nach Lösungen gesucht, wie Schüler die richtige Berufswahl treffen und erfolgreich von der Volksschule in die entsprechende Anschlusslösung übertreten. 


Die Berufsbildung der Schweiz ist ausgezeichnet. Im Kanton Schwyz absolvieren jährlich rund 70% der Schulabgänger die berufliche Grundbildung, „eine Lehre“, wie man im Volksmund sagt. Diese Leistung wird mit dem Vernetzungstreffen unter der Leitung von Regierungsrat Walter Stählin honoriert. Beteiligt daran sind in erster Linie die Lehrfirmen, die Berufsverbände, die Schulen, das Amt für Berufsbildung und das Amt für Berufs- und Studienberatung. Sie werden an diesem Treffen zum Austausch aufgefordert, damit der Erfolgskurs der dualen Berufsbildung auch weiterhin anhält.

Kooperationspartner vernetzen
Urs Bucher, Vorsteher Amt für Volksschulen und Sport eröffnete die Beiträge mit einem Einblick in den Lehrplan 21, wo Berufswahl nicht mehr in der Lebenskunde, sondern fächerübergreifend stattfinden soll. „Wir liefern Ihnen den Nachschub für die Berufsbildung“, bemerkte er bestimmt. Im zweiten Oberstufenjahr lernen die Schüler die Berufswelt kennen. Sie werden dabei intensiv von verschiedenen „Playern“ unterstützt, wie Edith Schönbächler, Vorsteherin Amt für Berufs- und Studienberatung, anhand des Berufswahlfahrplans zeigte. Alleine können die Jugendlichen den Übertritt I nicht bewältigen. Sie sind mit ihren Eltern auf die Kooperationspartner angewiesen. Schönbächler appellierte mit klaren Worten an die Ausbildungsbetriebe: „Der Entscheid für einen Beruf fällt mit der Schnupperlehre. Zeigen Sie Ihren Betrieb authentisch und geben Sie ehrlich Feedback, wenn das auch manchmal unangenehm ist“. Daran knüpfte Richard Hensel, Vorsteher Amt für Berufsbildung, an mit seinem Statement: „Vor ein paar Jahren fehlten Lehrstellen, heute fehlen Talente!“. Er wünscht sich,  dass sich die Berufsbildung im Kanton Schwyz vermehrt noch als Talentschmiede versteht und den jungen Berufsleuten hilft, sich beispielsweise mit der Berufsmatur für ein Hochschulstudium zu qualifizieren.

Die Berufsbildung macht hochqualifizierte Fachkräfte

Rudolf Strahm, Altnationalrat und ehemaliger Preisüberwacher, wurde für die Vernetzungstagung vom Bildungsdepartement als Hauptreferent eingeladen. Er belegte, dass die Berufsbildung neben den Hochschulen viel mehr Wertschätzung verdienen würde, als dies heute der Fall ist. Man merkte dem drahtigen Mann an, dass er mit dem Thema bestens vertraut und hoch engagiert ist. Die Berufsbildung ist ihm nicht nur ein persönliches, sondern auch wirtschaftspolitisches  Anliegen und darüber sprach er denn auch. „Das Gewerbe ist ein ganz wichtiger Träger der Berufsbildung“, sagte Rudolf Strahm, welcher mit seinem Referat vielen im Publikum aus dem Herzen sprach. Regierungsrat Stählin stellt ihn als profiliertesten Verfechter der Berufsbildung vor, „und wenn das ein SVP-Politiker einem SP-Politiker sagt, dann heisst das etwas!“, meint er augenzwinkernd dem belustigten Publikum.

Unanständig konkurrenzfähig!
In seinem Referat wurde Strahm aber eindringlich. Er hat eine Botschaft, die er auch mit seinen 73 Jahren nicht müde wird, zu verbreiten: Die Überlegenheit der Berufslehre. Die Zahlen der Jugendarbeitslosigkeit in den umliegenden Ländern sind alarmierend und mit den Zahlen der Schweiz nicht zu vergleichen. Strahm führte dies direkt auf die duale Berufsbildung zurück, welche sich – wie er mit Zahlen belegte - auch bei Konjunkturschwankungen bewährt. Erwerbstätige mit einer Berufslehre sind statistisch am wenigsten von Arbeitslosigkeit betroffen. Im Gegenteil - die Weiterbildungen auf dem Niveau der Höheren Fachschulen, Berufsprüfungen oder Höhere Fachprüfungen bringen aktuellstes Prozesswissen. Ihre Absolventen tragen neuste technologische Innovationen direkt in die KMU’s. Dadurch können diese mit höchster Qualität produzieren. Dank dieser hohen Produktqualität zeigt die Schweiz sogar einen Überschuss in der Handelsbilanz. „Wir sind immer noch unanständig konkurrenzfähig“ meinte Strahm „und das hängt mit der Bildungsqualität zusammen“.

Imageproblem Berufsbildung

Aber es gibt ein Problem im Bildungssystem Schweiz. Die vielen Titel verwirren, sind im Ausland unverständlich. Der Professional Bachelor als Überbegriff ist noch nicht durchgesetzt. Die Ausbildungen der Höheren Berufsbildung werden staatlich weniger finanziert und geniessen daher weniger Anerkennung und Prestige als die Hochschulen. Dazu kommt, dass viele Eltern (insbesondere auch jene mit Migrationshintergrund) die Berufslehre als minderwertige Ausbildung missverstehen. Strahms Botschaft dazu: Die Berufslehre aufwerten und gegenüber der Mittelschule konkurrenzfähiger machen! Strahm prognostizierte, dass die Anzahl der Plätze in Gymnasien gleich bleiben und es aufgrund der sinkenden Schulabgänger mehr Rekrutierungsschwierigkeiten für Lehrbetriebe geben wird. Er bezog sich auf eine neue Studie von Prof. Dr. Wolters, Universität Bern, und empfahl dem Gewerbe, sich bei den ausländischen Jugendlichen nach den Hochbegabten und den Strebern umzusehen. „Wenn Sie die abschöpfen, dann haben Sie auch die Aufstreber!“ pointierte er. Rudolf Strahm schloss mit dem Wunsch, dass die Berufsbildungsszene mit mehr Selbstbewusstsein auftritt, ganz besonders auch auf der politischen Bühne. Ausbilden soll ein selbstverständliches Qualitätsverständnis werden, auch wenn die Entwicklung von Schülern zu Lernenden weder für die Berufsbildner, noch für die Lehrpersonen an den Berufsfachschulen immer leicht zu begleiten sei.

Engagierte Podiumsdiskussion

Die nachfolgende, von Ernst Sidler, Sek I – Lehrer in Küssnacht und Redaktor des Verbandsorgan „Schwyzer Gewerbe“ moderierte Podiumsdiskussion liess Schulvertreter, Ausbildungsverantwortliche, eine Auszubildende sowie Kader aus der Bildungsverwaltung zu Wort kommen. Auch Voten aus dem Publikum wurden aufgenommen und engagiert diskutiert. So wurde etwa von Vertretern der Sekundarstufe I gegen die immer früher stattfindenden Lehrvertragsabschlüsse plädiert. Manchmal finde die Berufsentscheidung „blödsinnig früh“ statt, sodass sich die Unsicherheit der Eltern zu einer eigentlichen Lehrstellenpanik auswachse. Dann sei es mitunter schwierig, die Noten – ganz zu schweigen von der Motivation - der Schüler aufrecht zu erhalten.
Der Austausch hätte noch lange dauern können. Der Bedarf an gegenseitiger Vernetzung wurde an diesem regnerischen Maitag nicht abgeschlossen – aber gut aufgenommen.  Walter Stählin schloss das Vernetzungstreffen mit den Worten: „Unsere Daueraufgabe ist das Diskutieren. Die Aufgabe ist nur zu lösen, wenn wir miteinander kommunizieren.“


Bildungsdepartement des Kantons Schwyz
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