Navigieren im Kanton Schwyz

Gelenkter Wintersport als Erfolgsmodell

Wintersport auf der Ibergeregg - funktionierendes Nebeneinander von Naturschutz und Freizeit-nutzung

(UD/i) Die reichen Schneefälle in der ersten Monatshälfte Dezember haben im Kanton Schwyz definitiv den Winter eingeläutet. Was Skifahrer, Schneeschuhläufer und Winterwanderer freut, ist für die Wildtiere Beginn einer harten Jahreszeit. Die Nahrungssuche wird zeitaufwändiger, die Fortbewegung im tiefen Schnee zehrt an den Energiereserven. Daher ist es im Winter umso wichtiger, dass sich die Menschen bei ihren Freizeitaktivitäten sich an markierte Pisten und Weggebote halten. Anlässlich einer Medienkonferenz zeigten Vertreter des Umweltdepartements am Beispiel der Ibergeregg eindrücklich auf, dass das Nebeneinander von Wintersport und Naturschutz funktionieren kann.

«Der Kanton Schwyz verfügt über eine grosse Zahl einmaliger und einzigartiger Natur- und Kulturlandschaften», führte der Vorsteher des Umweltdepartements, Regierungsrat Sandro Patierno, gleich einleitend zur Medienkonferenz aus. Daher sei der Kanton Schwyz für die einheimische Bevölkerung und für zahlreiche Gäste eine beliebte Naherholungsdestination. Regierungsrat Patierno wies unter anderem darauf hin, dass die Moorlandschaft der Ibergeregg vom Fonds Landschaftsschutz Schweiz als «Landschaft des Jahres 2019» ausgezeichnet wurde. Die Ibergeregg zähle zudem europaweit zu den Gebieten mit sehr hoher Biodiversität. Entstanden sei diese Biodiversität dank einem reichen Mosaik von Offenland und von genutzten Wäldern. Nachhaltige Land-, Alp- und Forstwirtschaft hätten auf der Ibergeregg jahrhundertealte Tradition.

Vermehrte touristische Nutzung
Gemäss Regierungsrat Patierno wurde die Ibergeregg seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zunehmend touristisch genutzt. Tourismus und Naherholungsbetrieb überlagerten mit allen ihren Facetten die traditionellen alp- und waldwirtschaftlichen Nutzungsformen. Die Störungen der wildlebenden Säugetiere und Vögel durch den modernen Freizeitmenschen nahmen deutlich zu. Mehr Menschen wollten in mehr Freizeit mehr unternehmen. Dieser Druck von Erholungssuchenden erreichte auch bisher wenig beeinträchtigte Geländekammern – dies im Sommer wie im Winter. Die einheimischen Wildtiere – insbesondere auch das Auerwild, eine ausgesprochen scheue und störungsempfindliche Tierart – wurden in ihren Lebensräumen mehr und mehr eingeengt.

Aufwertung der Lebensräume
Parallel zu dieser Störungszunahme verschlechterte sich die Lebensraumqualität der »Auerwild-Wälder«. Die Fichten- und Tannenwaldgesellschaften im Gebiet Ibergeregg/Alpthal/Unteriberg legten an Vorrat zu. Damit verbunden waren schlechtere Strukturen der Waldbestände sowie ein Verdunkelungs-effekt. Die Pflanzenvielfalt nahm ab. Für das Auerwild wichtige Nahrungspflanzen wie Heidelbeersträucher verschwanden. Als einer der ersten Kantone reichte Schwyz im Dezember 1999 beim Bund ein «Konzept Waldreservate Kanton Schwyz» ein. Darin wurde festgelegt, dass bis Ende 2005 mindestens 10 % der Waldfläche – was etwa 2700 ha entspricht – als Reservate ausgeschieden werden. Vorab die Einsiedler Genossamen Dorf-Binzen, Egg, Euthal, Gross und Willerzell sowie die Oberallmeind Korporation Schwyz leisteten hier Pionierarbeit. Wie der zuständige Kreisförster Beat Fuchs dazu ausführte, seien diese Wälder in den vergangenen zwanzig Jahren mit gezielten forstlichen Eingriffen deutlich aufgewertet worden. «Die Massnahmen haben offensichtlich ihre Wirkung nicht verfehlt», führte Beat Fuchs weiter aus. Die Bilanz zeige, dass diese Massnahmen erfolgreich waren. Der Auerwildbestand habe sich erhöht, was schweizweit einmalig sei.

Massnahmen zur Besucherlenkung
Im Jahr 2006 traf der Kanton Schwyz erste Massnahmen zur Besucherlenkung. Die positiven Erfahrungen flossen anschliessend in die Nutzungsplanung ein. Wie Matthias Kaiser, Gebietsverantwortlicher für Natur und Landschaft, an der Medienkonferenz ausführte, sei diese Lenkung auch dringend nötig gewesen, da der Druck auf die Natur deutlich zugenommen habe. Seither habe sich das Problembewusstsein und damit die Bereitschaft, auf Natur und Wildtiere Rücksicht zu nehmen, deutlich verbessert. Im Kanton Schwyz bestehe heute ein grosses Angebot an markierten, naturverträglichen Schneeschuhrouten und Winterwanderwegen. Es dürfe festgestellt werden, dass dieses Angebot gerne genutzt wird und sich die meisten Besuchenden auch vorbildlich an die Regeln halten.

Grenzen respektieren
Wildhüter Matthias Oechslin würdigte die Anstrengungen von Kanton und Gemeinden, Sportverbänden und Tourismusorganisation, auch im Winter ein gutes Nebeneinander von Menschen und Wildtieren zu ermöglichen. Gerade aufgrund der Tatsache, dass sich allein seit 2010 die Zahl der Schneeschuhläufer, Skitourenfahrer und Freerider auf über eine halbe Million Freizeitsportler mehr als verdoppelt hätte, wird dieses Engagement sehr begrüsst. In Schutzgebieten sei es wichtig, dass sich die Menschen nur auf den markierten und regelmässig begangenen Routen bewegen. Im Naturschutzgebiet Ibergeregg dürfen daher vom 1. Dezember bis 31. März nur die entsprechend bezeichneten und ausgeschilderten Korridore begangen werden. Dieselbe Regelung gilt bei Schneelage auch für die beiden eidgenössischen Jagdbanngebiete Mythen und Silbern-Jägern-Bödmerenwald. Aber auch ausserhalb der Schutzgebiete seien die Wildtiere auf die Rücksichtnahme der Besuchenden angewiesen.

Zum Schluss der Medienkonferenz zeigte sich Regierungsrat Sandro Patierno sehr erfreut darüber, dass es auf der Ibergeregg gelungen sei, Schützen und Nutzen einer einmaligen Natur und Landschaft miteinander in Einklang zu bringen. Dieser Erfolg ermuntere das Umweltdepartement, auf dem eingeschlagenen Weg fortzufahren, so etwa bei der Regelung der Freizeitnutzung rund um die Mythen und in weiteren sensiblen Lebensräumen. Wichtig sei der Wille zur Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten und den Betroffenen. «Das Nebeneinander von Schutz und Nutzung funktioniert nämlich dort, wo es ein Miteinander gibt», so der Umweltdirektor abschliessend.

Allgemeine Verhaltensregeln in der Natur

  • Beachten Sie Wildruhezonen und Wildschutzgebiete: Wildtiere ziehen sich dorthin zurück.
  • Bleiben Sie auf Wegen und bezeichneten Routen: So können sich Wildtiere an Wintersportler gewöhnen.
  • Meiden Sie Waldränder und schneefreie Flächen: Sie sind die Lieblingsplätze der Wildtiere.
  • Führen Sie Hunde an der Leine: Wildtiere flüchten vor freilaufenden Hunden.

Das Umweltdepartement dankt der Bevölkerung für die Einhaltung dieser Regeln.

Umweltdepartement

Schneeschuhläufer im Gebiet Oberiberg-Furggelen.

Auskunft: Regierungsrat Sandro Patierno Tel. 041 819 21 00 (erreichbar 10.30 bis 12.00 Uhr)


Diese Seite drucken oder teilen:

  • Seite drucken